barriereFREI von Kopf bis Fuß - persönlicher Bericht vom 04.05.2016

Datum 16.05.2016 17:41 | Thema: NEWS

„barriereFREI von Kopf bis Fuß“

Mein persönlicher Bericht dazu:

Die zweite Veranstaltung der gestarteten Reihe rund um das Thema „barriereFREI von Kopf bis Fuß“ war wieder gut besucht und die Themen wurden diesmal noch vielschichtiger als bei der Auftaktveranstaltung.

Unter dem Motto „Wer lacht gewinnt“ wurde gleich zu Beginn kräftig das Lachen geübt. Carmen Goglin zeigte das Lachen in seinen verschiedensten Variationen und die Stimmung unter den  Anwesenden wurde zunehmend heiterer. Kinder lachen bekanntlich 400 Mal am Tag. Wir Erwachsenen leider nur mehr circa 15 Mal. Also viel zu wenig und so wurde einiges wettgemacht.
Munter und aufgeweckt ging es dann ins erste spannende Thema von Reinhard Hackl, dem Beauftragten für Menschen mit Behinderung für den Landkreis Böblingen. Mit vielen Bildern und voller Begeisterung für die Aktion erzählte, erklärte und führte Reinhard Hackl aus, was denn alles mit dem Mitmach – „barrierefrei – Wegweiser bezweckt wird und werden soll. Er dient nicht nur zur Sammlung von Informationen für eine ausgeklügelte Smartphone-App, die jedem der es wissen möchte, genau anzeigen kann, wo man in einer Stadt barrierefrei unterwegs sein kann. Nicht nur interessant für Rolli-Fahrer sondern auch wunderbar für Mütter mit Kinderwägen.

Der Mitmachgedanke steht ganz deutlich im Fokus, denn zeitgleich mit der Datenerfassung, die im Rahmen von Schulprojekten durchgeführt wird, geht es vor allem darum Menschen mit Behinderung kennen zu lernen. „So sind schon manche Freundschaften entstanden“, berichtete Reinhard Hackl. Die App lädt auch außerhalb der Projekte jeden, der Freunde daran hat, zum „Wildmapping“ ein.
Jochen Fritsch, ein „Rolli- Fahrer“ aus dem Publikum, konnte sogar zur App und seinen Funktionen schon positives Feedback geben. “Ich verwende diese App sehr gerne und das was an Infos drinnen zu finden ist, ist für mich wirklich wertvoll. Denn auch ich möchte neue Lokale ausprobieren und mit dieser App geht das hervorragend“.
Nur gibt es leider noch viele graue Stellen, was bedeutet, dass es zu diesen Stellen noch keine eingetragenen Infos gibt. Das wird sich aber laut Reinhard Hackl bald ändern, denn aktuell sind 700 Schüler bis in den Herbst unterwegs um die Datenbank weiter zu befüllen. Mit gelben T-Shirts sind die „Wege-Weiser“ gut zu erkennen. Also Augen offen halten, oder selbst zum „Wildmapper“ werden!    
Nach so viel Aktion widmete sich Markus Metz von der 1A Zugang GmbH dem Thema „einfache Sprache“. Zertifiziert und individuell auf den Bedarf der Menschen mit Behinderung angepasst, kann diese ganz unterschiedlich aussehen. Denn Barrieren sind so vielschichtig wie die Menschen selbst. So braucht ein Mensch mit einer sprachlichen Behinderung eine ganz andere Aufbereitung eines Textes als ein Mensch der schlecht sieht oder gar blind ist.

Blindheit kann ganz schön aufhalten, besonders wenn es um Recherchen im Internet geht. Heidrun Loth, von Geburt an blind, konnte davon ein Lied singen.  Sie selbst hatte über eine Initiativ-Bewerbung in der 1A Zugang GmbH ihren neuen Arbeitgeber gefunden und gestaltet unter anderem auch Websites barrierefrei. Dem Kurzfilm „capito“, einem Erklär-Film zur Arbeitsweise von 1A Zugang, hatte sie ihre klare und deutliche Stimme gegeben. So konnten sich alle Zuhörer gleich selbst von der Leistungsfähigkeit von Menschen mit Behinderung machen. Der Film wurde ausschließlich von so einer Gruppe konzipiert, gezeichnet, vertont und geschnitten.
Das Ergebnis: Ein leichtverständliches „Team-Werk“!

Mit „In-Klub“ ging es wieder ins Tun. Markus Metz zeigte den Kurzfilm zum Projekt. In einem inklusiven Modul, ergänzend zur Jugendbegleiter-Ausbildung, lernen Jugendbegleiter mit Barrieren umzugehen und diese auch zumindest ein Stück weit zu begreifen. Eine Arbeit, die Menschen mit unterschiedlichen Herangehens-, Denk- und Arbeitsweisen auch wieder ein Stück näher zusammen bringt.
Helga und Werner Kramme vom Sozialverband VdK Deutschland knüpften  im nächsten Beitrag unter dem Titel „Weg mit den Barrieren“ wieder am Thema der Datenerfassung  von barrierefreien Räumlichkeiten an. Auch diese Kampagne hat es sich zur Aufgabe gemacht, wichtige Informationen per App zu erfassen, um dann mit entsprechenden Informationen ergänzt, Menschen mit Behinderung zur Verfügung zu stellen. In der Präsentation wurde sehr plakativ aufgezeichnet, wie sehr zwar der technische Fortschritt das Leben vieler enorm bereichert hat, aber leider die Menschen mit Behinderung dabei auf der Strecke geblieben sind. Das Ungleichgewicht in der Wertschätzung zwischen Kosten und Nutzen in puncto Innovation wurde deutlich sichtbar. Ein weiterer wichtiger Impuls um alle Verantwortlichen wachzurütteln und zu hinterfragen wo unsere Forschungsgelder besser aufgehoben wären.
Der allgemeine Tenor - logischerweise in der Umsetzung zur Sicherstellung der Teilhabe aller Menschen mit all ihrer Vielfalt, im Hier und Jetzt.
 
Der etwas provokante aber sehr zutreffende Titel von Ina Majer „Faszination Olympia“ - nicht behindert - „behindert“ - behindert werden, lieferte den letzten Input des langen Abends. Die engagierte Trainerin vom SV-Böblingen erklärte nicht nur den Unterschied zwischen Para Olympics und Special Olympics, sondern erklärte auch die Verbundenheit zur Lebenshilfe Böblingen und den Schulen. Die Hymne zu den Special Olympics untermalte die stimmungsvollen Bilder, die die Athleten beim Sport (Tischtennis und Schwimmen) zeigten. Die Momente in denen die Barrieren fallen und der Mensch mit seiner Begeisterung sichtbar wird.
 
Der Abend endete so wie er begonnen hatte. Mit einem gemeinsamen und herzlichen Lachen unter Regie von Carmen Goglin.




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