NEW YORK CITY - diversity

Fotokunst von Berit Erlbacher

DIVERSITY

New York City ist bunt, laut, kontrastreich. Überall hört man Menschen sprechen. Busse, Autos und Radfahrer bahnen sich ihren Weg durch die Fußgängerflut. Hektik und Eile treibt die Maße voran. Es riecht nach Essen, Parfüm, Schweiß, Abgasen und blühenden Sträuchern. Hält man inne und blickt an den Häuserfronten nach oben, breitet sich ein Arrangement an Werbebotschaften, Graffitis, Kunst und Architektur vor dem Auge des Betrachters aus. Wer was will, ist nicht so eindeutig wie die teils aggressiv blinkenden Kaufanreize und suggerieren. Für jeden ist aber etwas dabei und so ist jeder ein Teil dieser großen Stadt. Wer liebt das nicht?
Diese lebendige und laute Präsenz der Vielfalt, 24/7.

FAMILYDAY
„Eine ganz normale Familie? Etwas gelb und eigenartig. Jeder kennt Sie oder glaubt es zumindest. Die anderen beiden kennt wohl keiner so genau. Kennen sie sich selbst?
Der Blick ist auf den leuchtenden Monitor des Tablets gerichtet, das Gegenüber blickt in die Leere. Um die Buntheit wahrzunehmen, gilt es den Blick schweifen zu lassen. Erst dann kann gute Laune und ein Lächeln ansteckend sein. Ein Fenster gleicht dem anderen oder nicht?
Immer gibt es ein Fenster, das sich von den anderen abhebt, mit besonderen Menschen dahinter. Diesen Menschen zu begegnen macht den Alltag interessant und einzigartig. Egal wie gleichförmig die Umgebung auch sein mag.“

BACK TO THE GRIND
„Es ist Sommer in New York City. Es ist heiß, aber ein kühlender Wind weht. Die Werbung von „Magic Mike“ prangt ganz oben, unübersehbar für alle. Fünf attraktive Männer mit nackten Oberkörpern, siegessicher und selbstbewusst vermitteln Lebensfreude und Aufbruchsstimmung.
Die graffitibedeckten Häuserfronten mit ihren teilweise verhängten und vergitterten Fenstern zeigen eine ganz andere Welt. Wem gehört das T-Shirt, das auf einem rundherum eingezäunten Balkon, der einem Käfig gleicht, zum Trocknen hängt?
Illusion und Realität treffen hier mit voller Wucht aufeinander, – auch das ist Vielfalt.“

LIBERTY
„Freiheit hat ihren Preis und deutet für jeden etwas anderes. Touristen sehen die Freiheitsstatue vor der beeindruckenden Skyline von New York City und fühlen sich frei und beglückt. Das Symbol mit den Händen zeigt dem Außenstehenden den Eingang zu einem Gemeinschaftsgarten. In den Garten eingeladen wird man jedoch nicht. Es heißt draußen bleiben.
Die Freiheit liegt auf der anderen Seite oder doch nicht? Das gezeigte Stück der Canal Street, nahe an China Town und Little Italy, ist ziemlich heruntergekommen. Eine Seite der Freiheit, die keiner so gerne sehen mag. Geschlossene Läden, Menschen, die ihr Hab und Gut bei sich tragen. Sie können gehen, wohin sie wollen. Auch sie gehören zur Stadt, die niemals schläft.“

HIGHLINE NATURE
„Es blüht, duftet und leuchtet in verschiedensten Farben, wenn man den High Line Park in New York Chelsea entlang läuft. Die Blütenpracht wuchert vor strahlenden und hochglänzenden Häuserfronten. Gegensätze, die sich wunderbar ergänzen. Über Stufen oder Aufzüge kommt man auf die stillgelegte und umfunktionierte Hochbahntrasse. Allen wird es ermöglicht teilzuhaben. Aufenthaltsqualität steht im Fokus, Entspannung und die Nähe zur Natur ist hier bei jedem Schritt erlebbar. An heißen Tagen erfrischt man sich im kühlenden Schatten der Bäume oder geht barfuß durch den Wasserlauf. Naherholung zwischen Wolkenkratzern - ein besonderes Lebensgefühl.“

COCOS TRASH
„Ob das nun wirklich Trash ist und wem er gehört, entscheidet der Betrachter. Entstanden ist das Bild im historischen Teil von New York City. Die Ampel steht auf Rot. Der gammelige Mülleimer erzählt uns von einer sauberen Stadt und um diese Aussage zu verstärken, stehen dahinter fein säuberlich an die Fensterfront des Geschäfts angelehnt, eine Schaufel
und ein Besen bereit. Vom Plakat lächelt Heidi Klum zu Tim Gunn, um die neunte Staffel von Project RUNWAY zu bewerben. Nicht nur Designer gestalten unsere Welt, sondern jeder Einzelne von uns. Wer sich die Zeit nimmt, um genau hinzusehen, kann es erkennen. Es ist nicht nur Cocos Trash, sondern der von uns allen. Mit einem Augenzwinkern lädt Coco zum Lächeln und Handeln ein. So kann jeder vor seiner Tür kehren und Glück verbreiten.“

YOU MAKE ME
„Dort, wo einst das World Trade Center stand, wird nun am „Ground Zero“ den Menschen gedacht, die dem Terroranschlag vom 11. September 2001 zum Opfer gefallen sind. Es sind viele Namen, die Kraft des Wassers und die Symbolkraft der Architektur, die diesen Platz prägen. Ursache und Wirkung – ein unendliches Wechselspiel, das uns und unsere Wahrnehmung stetig verändert. Wir entscheiden selbst, ob wir uns als Opfer sehen oder gestärkt und weltoffener in Zukunft anderen begegnen. Barrierefreiheit beginnt im Kopf und beflügelt die Vielfalt.“

THE HARDER YOU LOOK
„Je genauer man hinsieht, desto gegensätzlicher wird New York City. Mit etwas Distanz lässt es sich sogar mit einem Blick erfassen. Alt und neu, heruntergekommen, abgenutzt oder hochglänzend, neu und aufstrebend. So zeigt sich die Stadt dem Betrachter. Wäscheleinen, Graffitis, Dachterrassen mit weißem Mobiliar oder Sportstätten und leer stehende und ungenutzte Außenbereiche. Dahinter die cleanen Fassaden und Dächer der Wolkenkratzer Manhattans. Diesen Blick erhascht man per Bus auf dem Weg Richtung Brooklyn. Ein schöner Moment, der es wert ist, eingefangen und festgehalten zu werden.“

LOVE IS THE ANSWER
„Die pulsierende Großstadt, New York City. Die Menschenmasse ist in Bewegung, die Hektik ist groß, der ganz normale Alltag auf den Straßen dieser Stadt. Doch es gibt auch Sie. Losgelöst und in sich gekehrt sitzt die junge Frau an der Seite, vor einem geschlossenen Geschäft. Sie hat Zeit, oder nimmt sich diese auf jeden Fall. Sie notiert sich etwas, auf Papier mit einem Stift. Das muss etwas Wichtiges sein. Keine Kurznachricht, keine WhatsApp, kein flüchtiges „like“. Ein Graffiti springt mir ins Auge. Albert Einstein blickt mir von einer grauen Hausmauer entgegen. Er hält ein Schild, auf dem es steht, einfach und klar.
LOVE IS THE ANSWER“

MANHATTAN LOVE STORY
„Hier pulsiert es so richtig. Der Time Square im Herzen der Stadt leuchtet und blinkt, 24/7. Menschen wuseln überall kreuz und quer, machen Bilder, Selfies. Unterhalten sich aufgeregt, staunen, blicken nach oben und lassen die Flut an Sinnesreizen auf sich einprasseln. Kein Augenblick gleicht dem anderen. Alles verändert sich mit jedem Wimpernschlag.
So ist diese Collage ein Versuch, so viele Eindrücke wie möglich bildlich zu vereinen. Um die Augen zu entlasten, ist die Farbigkeit reduziert. Auch das reicht, um sich im Bild zu verlieren. Zeit kostet es, die Details zu erfassen. In einen Rahmen passt diese Liebesgeschichte daher nur schwer. Jedes Mal ein besonderes Erlebnis.“

SALE IN SOHO
„Der Kopf ist rot wie dieser Luftballon. Es passt zu diesem lebendigen und vor Kreativität sprühenden Stadtteil. Keine Auslage gleicht der anderen. Dieser Herrenausstatter ist einer von vielen Läden, die mit ihrer Eigenart spielen und den Betrachter verzaubern. Es ist bunt, aber auch edel und wertig. Ein Genuss für jeden, der das Zusammenspiel von Architektur, Mode und Farbigkeit in seiner Fülle erleben möchte. Zwischendurch wird es auch ein bisschen schmuddelig. Das gehört hier genauso dazu wie die Graffitis, die diese gelebte Vielfalt unterstreichen. Ein wunderbares Gefühl der Lebendigkeit beflügelt und die Neugierde treibt einem um jede weitere Ecke, denn es gibt immer Neues und Unerwartetes zu entdecken.“

IN SECRET

„You´re DEAD!“ und „Gumpton Propaganda COST“ kann man neben Bildern von Schönheiten vergangener Tage genauso finden wie das Geschmiere von Menschen, die ihrer Unzufriedenheit auf diese Weise Luft machen. Kaum noch ein freier und unberührter Fleck ist zu finden. Die Interpretation bleibt beim Betrachter. Ein Stimmungsbild der Gesellschaft, denn in der Anonymität ist der Mut immer noch am größten und das wahre Gesicht lässt sich hinter einer vorgehaltenen Hand wunderbar verstecken.“